Mittwoch, 7. Mai 2014

Tag 368 - Und plötzlich hat man Gewissheit

Wir hatten gestern unsere Nachkontrolle mit Meeko. Die Geräusche waren weiterhin verschärft, das Entwässerungsmittel wird erstmal nicht runterdosiert.

Meeko hat sich sehr vorbildlich verhalten, wie immer. Alles in allem war auch die Ärztin mit dem Gesamtbild von Meeko zufrieden.

Gestern war auch mein Kopf freier, um mehr Themen anzusprechen, am Samstag war eigentlich nur ein Gedanke da: Da ist Meeko, ab nach Hause.

Ich sprach div. Sachen an und letztlich auch das Thema Prognose. Ich fragte, wie weit sei die RCM denn schon fortgeschritten und leider war es wie wir uns das schon dachten: Sehr weit! Ohne Herzmedikamente kann das Herz nicht mehr funktionieren. Sicher gab es Katzen, die noch 2 Jahre weiter machten, aber bei denen war es noch nicht so weit wie bei Meeko. Realistisch sind 3-6 Monate. BÄM - da war es!

Jeder von uns weiß, das Leben ist endlich. Aber zu wissen, wann es soweit ist, ist im Moment einfach nur mehr Fluch, als Segen. Ein Damoklesschwert hängt über dir, es ist bald soweit. Im Moment möchte ich mich einfach nur Verstecken, ich will das eigentlich gar nicht wissen, ich kann es nicht glauben.

Montag, 5. Mai 2014

Tag 366 - Zwischen Hoffnung, Angst und Panik

Heute komme ich wieder zum Schreiben und will die letzten Tage Revue passieren lassen.

Wie ich in meinem letzten Blogpost schon erzählte, zog sich Meeko zurück. Nachdem wir dachten Fortekor sei der Auslöser und dies mit Absprache der TA absetzten, wurde Meeko wieder munterer - dieser Verdacht hat sich aber leider nicht als wahr herausgestellt!

Letzte Woche Montag sagte mir mein Freund schon morgens, dass Meeko nicht zum Futter gekommen sei, ich solle ihn beobachten. Manchmal hat Meeko solche Tage, da hat er morgens schlechte Laune und schläft weiter - Mittags steht er dann laut maunzend da und will sein verspätetes Frühstück. Wir dachten uns erst also nix dabei. Gegen Mittag lag Meeko auch wieder auf den Esszimmerstühlen - also frei und offen - schlief - Siesta eben - und es schien in Ordnung. Den Tag verbrachte ich größtenteils vorm Rechner, am Lernen. Gegen 16:40 Uhr rief ich dann bei der TA an, musste ja noch Semintra für Milo abholen. Ich machte mich also fertig und sah, dass Meeko einfach so im Flur lag oO Ich ging näher, sprach ihn an, wollte ja nicht, dass er sich erschreckte. Keine Reaktion! Okay - sehr komisch, ich kam näher und Meeko lief sehr langsam vor mir weg. Ich hab mir schon meinen Teil gedacht, verfolgte ihn und konnte ihn einfach so hochheben - ein Unding normalerweise - er wehrte sich nicht bzw. machte keine Anstalten zu fliehen. So wie er war packte ich ihn gleich ein, rief nochmal die TA an und meinte es stimmt was nicht!!!

Wir kamen dann durch einen schrecklichen Verkehr erst um 17:45 Uhr in der Praxis an. Meeko pumpte wie ein Maikäfer und schrie im Auto mehrmals. Die TA untersuchte ihn und sagte gleich, dass es gut war, dass wir gekommen sind. Er pumpte wie verrückt und Lungengeräusche waren auch schon da. Sie tippte auf eine Lungenentzündung, nahm auch gleich für ein Blutbild Blut ab und es gab erstmal Infusionen und AB. Am nächsten Tag sollen wir sofort wiederkommen. Wir müssten die Blutergebnisse abwarten. Wenn sein Immunsystem, dank des FIV's, nicht mehr ist, brauchen wir nicht weiter machen, solch eine Infektion würde er nicht schaffen.

Da stand es nun im Raum: Einschläfern! Den Rückweg heulte ich die meiste Zeit - versuchte die Tränen so gut es ging aber zu unterdrücken - aber sobald ich an einer roten Ampel stand, war mein Gesicht tränenüberlaufen. Ich holte meinen Freund ab, erzählte ihm davon und er war auch am Boden zerstört. Wir machten uns Vorwürfe - warum haben wir die ersten Zeichen falsch interpretiert und hofften einfach so sehr, dass es das nicht war... So sollte es doch nicht zu Ende gehen.

Der Abend und die Nacht waren dementsprechend. Wir sind des Kämpfens müde - ist es ja nicht unser erster großer Kampf.

Am nächsten Morgen aber dann: Meeko kam wieder ins Bad, war total schmusig und glücklich. Futterte und dabei entstanden auch diese Bilder:


Es war uns beiden unbegreiflich wie er nun so super wieder hier vor uns sitzen konnte - hatte das AB tatsächlich angeschlagen? War alles nur halb so wild??? Ich sagte die Uni ab, konnte mich eh nicht konzentrieren und fieberte auf den TA Termin hin. Die TA kam extra für uns in die Praxis - sie hatte ja eigentlich geschlossen.

Die TA war erstaunt, dass es Meeko so gut ging, aber sie sah es ja selbst auch! Die Werte des Blutbildes waren auch nicht allzu schlecht - kein Grund auf jedenfall aufzugeben. Es gab wieder AB. Ich hörte Meeko auch ab und das Geräusch war weiterhin da, sie vermutete auch ein wenig Flüssigkeit in der Lunge. Er solle übers Wochenende alles abhusten und wenn was ist, die TA ist erreichbar. Wir waren also erstmal glücklich... erstmal...


Denn am nöchsten Tag - Mittwoch - sah alles viel schlimmer aus! Schon am Morgen pumpte er wieder, aber er sollte sich ausruhen, das müsse nun abklingen, AB gäbe es erst am nächsten Tag wieder. Ich kam nachmittags von der Uni wieder und selbes Szenario wie am Montag: Meeko lag da, pumpte kräftig. Ich steckte ihn erstmal in den Kennel, wir inhalierten, ich beruhigte ihn und wir riefen die TA. Sie kann leider nichts mehr machen, er brauche Sauerstoff, wenn es ihm jetzt auf einmal wieder so schlecht geht. In welche Klinik wir fahren würden. Gut da haben wir mehrere zur Auswahl - sie würde die Katzenklinik empfehlen. Wir also sofort angerufen und wir durften auch gleich kommen. Meeko wurde uns sofort am Eingang abgenommen, er kam sofort ins Sauerstoffzelt. Dann saßen wir erstmal da - klärten die Formalitäten. Wir saßen knappe 1,5 Stunden. Wir wussten nicht was mit Meeko ist. Versteht mich nicht falsch, ich fand es gut, dass die Klinik sofort reagiert hat, sich sofort um ihn gekümmert hat - aber ich hatte riesen Verlustängste! Ich dachte er stirbt.

An diesem Abend fuhren wir ohne Meeko und ohne Verabschiedung nach Hause - ich dachte das war es jetzt. Der Ärztin gaben wir alles was wir hatten, Vorgeschichte, Blutbilder, etc. Meeko war durch die Autofahrt auch so aufgeregt, dass er durchs Mäulchen atmete Wir mussten abwarten. Sie konnten ihn bisher nur abhören. Er musste sich beruhigen, damit ein Röntgenbild gemacht werden kann. Sie rufen an, wenn sich etwas ergibt. Sollten sie sich nicht melden, wäre es gut, dann sollten wir am nächsten Tag anrufen. Aber und das machte uns die Ärztin auch klar: Sein Zustand ist akut. Wir waren fix und fertig. Wie konnte ich meinen Kater so dort lassen? Was wäre, wenn er stirbt?

Als wir dann gegen 21 Uhr wieder daheim klingelte das Telefon! Die Katzenklinik! Aber keine Sorge, sie konnten wohl röntgen. Er hat ein Lungenödem, seine Lunge ist so voller Flüssigkeit, dass kaum noch belüftete Alveolen vorhanden sind (die Nacht zu Hause hätte er vermutlich gar nicht überstanden). Leider konnte man das Herz aufgrund der Flüssigkeit nicht sehen. Sie haben ihm erstmal eine Spritze zum Entwässern gegeben. Sobald er stabil ist von der Atmung und weniger Flüssigkeit in der Lunge ist, wird ein Ultraschall gemacht. Dort könnte man dann auch ggf. herausbekommen woher das Lungenödem kommt.

Mittlerweile war es Donnerstag, wir warteten immer bis zur angegebenen Zeit um anzurufen. Um 11 Uhr riefen wir an - Ärztin sei in einem Notfall (da Maifeiertag war, war auch nur eine Ärztin da), man ruft uns zurück. Um 14 Uhr immernoch kein Rückruf - ich probierte es nochmal. Meeko habe sich stabilisiert, aber nicht so weit, dass es nicht mehr kritisch sei. Seine Atmung ist besser geworden, aber nicht so gut, dass er aus dem Sauerstoffzelt rauskönnte, geschweige denn nach Hause. Er hat auch einen Venenzugang bekommen, weiterhin AB, Entwässerungsspritzen und Infusionen. Sie konnten einen ersten Blick aufs Herz mittels Ultraschall wagen, aber Meeko wollte nicht so und daher war es nur ein kurzer Blick. Es seien leichte/milde Herzveränderungen zu sehen sowie ein Thoraxerguss (Flüssigkeit zwischen Brustkorb und Lunge). Die Herzveränderungen seien aber nicht so stark, dass sie ein Lungenödem verantworten könnten. Er bleibt also weiterhin in der Klinik, in der Sauerstoffbox und sie wollen nochmal per Ultraschall nachsehen, wenn er sich weiter beruhigt. Am nächsten Tag könnten wir uns wieder um 11 Uhr melden.

Freitags dann das selbe Spiel, dieses Mal aber nur die Sprechstundenhilfe. Meeko sei munterer, hat gefressen, getrunken und Urin abgesetzt. Temperatur ist okay. Geräusche in der Lunge weiterhin verschärft. Sie haben ihn wieder geröngt und hat um 11:15 Uhr nochmal einen Termin zum Ultraschall. ich sollte nochmal um 14 Uhr anrufen, dann sei die Visite rum und ich könnte mit der Ärztin sprechen. Um 14 Uhr konnte die Ärztin wieder nicht sprechen, sie versprachen einen Rückruf - den bekam ich auch um 16 Uhr. Auf dem Röntgenbild ist zu erkennen, dass sich das Lungenödem zurück gebildet hat. Der Ultraschall hat ergeben, dass eine Herzveränderung da ist: eine Herzmuskelverdickung, restriktive Kardiomyopathie (RCM). Diese Verdickung ist auf jedenfall der Grund für den Thoraxerguss und auch für das Lungenödem (wobei später erläutert wurde, RCM ist für einen Teil des Lungenödems verantwortlich, bei diesem Ausmaß war aber auch noch eine Lungenentzündung im Spiel). Er bekommt weiterhin AB, ein Herzmedikamten und etwas zur Entwässerung. Den Sauerstoff konnten sie auch abstellen, da er soweit stabil war von der Atmung und sie wollten ihn noch eine Nacht beobachten. Am Samstagmorgen sollen wir um 10 Uhr nochmal anrufen, ggf. kann Meeko nach Hause!

Endlich ein kleiner Lichtblick!

Den Tag verbrachte ich damit mich über RCM zu informieren. Ich las div. Berichte von Tierärzten und Katzenhaltern, alle waren nicht berauschend. Die Tierärzte sprachen von 5-12 Monaten nach dem Ausbruch. Bei den Katzenhaltern war meist nach 2-3 Monaten leider schon Schluß. Das dämpfte unsere Stimmung ungemein. Mittlerweile war aber unser Ziel: Meeko muss nach Hause, Meeko braucht noch Streicheleinheiten und wir müssen uns von ihm verabschieden!

Samstags rief ich natürlich wieder Punkt 10 Uhr an, leider aber musste er wieder in die Sauerstoffbox, sie haben ihn erst am Morgen wieder rausgeholt, wollten ihn nochmal beobachten. Wir sollen um 12 Uhr nochmal anrufen.

Vor lauter Erschöpfung - die Nächte waren der Horror - schlief ich nochmal ein und rief erst um 12:40 Uhr wieder an - geht keiner ran. Erst um 13:00 Uhr erreichte ich jemanden. Meeko darf Heim, wir sollen um 14:15 Uhr in der Klinik sein. Wir sind natürlich sofort los, um dann erstmal 1,5 Stunden zu warten. Dann kamen wir endlich dran und dort stand der Kennel mit unserem Bub. Ich war erstmal glücklich, auch wenn Meeko schrecklich aussah - man sah es ihm einfach an, dass die letzten Tage auch für ihn eine Tortur waren. Es gab eine Menge Tabletten mit (Vetmedin fürs Herz, Dimazon zum Entwässern und AB) und natürlich eine saftige Rechnung. Aber wir konnten endlich Heim!!!

Zuhause angekommen wollte Meeko sofort raus. Er erkundete erstmal die Wohnung und keine Minute später stand er bei uns in der Küche und maunzte uns futterfordernd an. Also gabs eine Kleinigkeit - wollten ja nicht, dass er sich übernimmt. Und er hat erstmal reingehauen!!! Wir zerbrachen uns natürlich den Kopf über die Tablettengabe. Einfangen und einflößen ist eben nicht. Wenn Meeko nen schlechten Tag hat, kommt er eben auch mal nicht zum Futtern. Und kommt erst später...

Unser wichtigstes Ziel also: Meeko soll ein schönes Leben haben, egal wie lange es noch geht. Und vor allem ohne Stress! Wenn ohne Stress bedeutet, weniger Medikamten, weil wir ihn sonst fangen müssten, dann ist es so. Er soll kuscheln, wann er will, fressen, wann er will und schlafen, wann er will. Er soll nicht in Angst und Schrecken leben, dass gleich ihn wieder jemand einfängt.

Wir haben nun am Dienstag einen Kontrolltermin in der Klinik, in 4 Wochen dann beim Kardiologen in der Klinik. Es heißt abwarten. Wir haben aber unseren Frieden geschlossen, so schlimm es klingen mag, wir sind soweit vorbereitet wie man es sein kann. Wir genießen jeden Tag mit Meeko umso mehr, etwas das man eigentlich immer machen sollte, aber doch manchmal untergeht. Wir sind tottraurig, dass Meeko nun auch noch zu seinen jetztigen Diagnosen noch solch eine Diagnose bekommen hat. Doch wir wollen nicht weinen, wir sind froh, dass wir ihn erstmal wieder haben und er zeigt uns das indem er heute zum Beispiel neben mich auf die Couch hüpfte und sich streicheln ließ.